Eingliederungshilfe für Erwachsene
Der freie Träger leistet einen Beitrag zu einer möglichst unabhängigen Lebensführung und der vollen, wirksamen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Menschen mit Behinderungen sollen mit gleichen Wahlmöglichkeiten wie andere Menschen in der Gemeinschaft leben können und gleichberechtigt die Möglichkeit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben. Sie sollen nicht verpflichtet sein, in besonderen Wohnformen zu leben. Sie sollen Zugang zu gemeindenahen Unterstützungsdiensten zu Hause und in Einrichtungen sowie zu sonstigen gemeindenahen Unterstützungsdiensten haben (UN - BRK, Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2010). Er macht sich damit einen menschenrechtsbasierten Ansatz zu eigen.
In humanwissenschaftlicher Perspektive werden Menschen mit komplexen und adaptionsaufwändigen Verhaltens- und Interaktionsmustern wie die Zielgruppe dieses Leistungsangebotes, sowie alle anderen Menschen auch, als „nicht-triviale Maschinen“ verstanden.
Die „nicht-triviale Maschine“ operiert mit einem inneren Zustand, „ist synthetisch determiniert, vergangenheitsabhängig, analytisch unbestimmbar und nicht voraussagbar“ (Foerster und Pörksen 2023, S. 57), im Gegensatz dazu sind „triviale Maschinen … vergangenheitsunabhängig, analytisch bestimmbar und voraussagbar“ (Foerster und Pörksen 2023, S. 56).
Das heißt, Verhalten wird als sinnhafter Ausdruck eines von seiner Vergangenheit geprägten und von seiner Umwelt stimulierten Menschen begriffen. „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt“ (Watzlawick et al. 1982) Es handelt sich um einen zirkulären Prozess: Verhalten wird vom Kontext stimuliert, Kontext vom Verhalten. Die „nicht-triviale Maschine“ unterscheidet Umweltreize und operiert mit diesen von ihr getroffenen Unterscheidungen. Der Kontext nimmt die Operationen auf und operiert auf Basis eigener Unterscheidungen.
Ein Beobachter dieses Prozesses kann die Operationen (das Verhalten) beobachten oder mit welchen Unterscheidungen die „nicht-triviale Maschine“ operiert (Beobachtung 2. Ordnung, Luhmann 2006). Werden die Unterscheidungen beobachtet, geht es nicht um das WAS, sondern das WIE. Eben dies eröffnet Handlungsoptionen: Umwelt operiert mit den Beobachtungen 2. Ordnung und kann auf dieser Basis intervenieren, indem neue, unerwartete Stimuli gesetzt werden.
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“ (Ludwig Wittgenstein) …“ wird hier als Herausforderung in der Kommunikation gesehen. Bei Missverständnissen durch fehlende Kommunikationsmöglichkeiten kann es zu Frustrationsmomenten kommen. Diese wiederum können aggressives Verhalten hervorrufen. Daher erscheint es als wichtig, dass die Assistenznehmenden Kommunikationshilfen zu Verfügung haben, damit sie das eigene Autonomiebestreben befriedigen können. "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt" soll hier als Zitat nicht begrenzend wirken, sondern als Ausdruck dafür, dass Sprache Wirklichkeit schafft und daher alle Mittel, die zur Kommunikation genutzt werden können, dazu beitragen die Wirklichkeitskonstruktion des Betreuten zu offenbaren. Dadurch können Missverständnisse minimiert und Bedürfnisse geäußert werden, sodass ein harmonisches Miteinander möglich wird.
Das heißt, der Handlungsansatz baut auf die Autonomie, den Selbstwert und die Freiheit („analytisch unbestimmbar, nicht voraussagbar“, siehe oben) der Menschen mit Behinderungen. Gleichzeitig entwickelt sich Autonomie, Selbstwert und Freiheit durch Partizipation und Selbstwirksamkeit. Die Methode und das Ziel fallen in eins: gleichberechtigte und selbst bestimmte Lebensführung entwickelt sich in einem Kontext von praktischer Lebensführung und Selbstbestimmung.